Dr. Amina Kropp (Universität Mannheim)

„Und die Forschung, das ist ein Traum.“

Ein Interview mit Dr. Amina Kropp geführt von Hanna Weiß.

Das heutige Interview mit Dr. Amina Kropp kommt gleich auch noch mit einem Filmtipp daher, den wir euch damit ihr ihn nicht überseht, gleich zu Beginn geben möchten: Am 30.11.2019 wird „Elja“ im MDR ( für Nachteulen: 01.05 nachts) gezeigt und ihr könnt den Film danach auch noch einige Tage in der Mediathek nachschauen. Was es damit auf sich hat und was das mit Amina Kropp zu tun hat erfahrt ihr im Interview mit ihr.

KROPP

Dr. Amina Kropp ist Akademische Rätin am Romanischen Seminar der Universität Mannheim.  Neben ihrem Forschungs­interesse dem Vulgärlatein, der Entwicklung zu den Romanischen Sprachen sowie der (historischen) Pragmatik, befasst sie sich aktuell mit dem Themenkomplex der „Mehrsprachigkeit“.

Nachdem sie in Heidelberg und Paris (Sorbonne) Romanistik und Latinistik studiert hat, promovierte Amina Kropp in Frebiburg und arbeitete danach als wissenschaftliche Mitarbeiterin in Heidelberg und München. Seit 2010 ist sie nun in Mannheim angekommen.

So und wieso ist Forschung denn nun ein Traum? Lest hier was Amina Kropp dazu sagt.

Hanna Weiß:  Guten Tag und herzlich Willkommen zu unserer Interview-Reihe zur „Sichtbarkeit von Wissenschaftlerinnen“ im Rahmen des einjährigen Jubiläums des WUMAN-Netzwerkes.

Wir sind hier heute bei Frau Amina Kropp und freuen uns sehr hier sein zu dürfen. Vielleicht stellen Sie sich zu Beginn selbst in einigen Sätzen vor.

Amina Kropp: Ich bin akademische Rätin am romanischen Seminar der Universität Mannheim in der Abteilung Sprach- und Medienwissenschaft. Kurz zu meinem Werdegang: ich habe in Heidelberg Latein und Romanistik studiert, und war da auch für ein Jahr in Paris (Sorbonne). 2006 habe ich promoviert, zu einem etwas abseitigen Thema und zwar Fluchtafeln im Vulgärlatein, das ist schwarze Magie in der Antike und Spätantike, was so ein bisschen ein Randgebiet der Romanistik ist und auch eine Brücke zwischen der Latinistik und der Romanistik darstellt. Dann habe ich eine Zeit lang als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Alten Geschichte in Heidelberg gearbeitet und war für ein Post-Doc-Jahr 2008/2009 in München in einem Sonderforschungsbereich, der auch primär historisch ausgerichtet war. 2010 bin ich dann als wissenschaftliche Mitarbeiterin am romanischen Seminar nach Mannheim gekommen, seit 2012 akademische Rätin und vertrete hier unsere drei Philologien, diese sind Französisch, Spanisch und Italienisch. Das vertrete ich in der Lehre sehr stark, da ich eingebunden bin von der Einführungsphase – also die Vorlesungen, die wirklich der Einführung der Studierenden in das Thema dienen – bis hin zu den Masterstudiengängen, wo ich sowohl Lehre als auch die Fachstudienberatung für einen Masterstudiengang, nämlich den MaKuWi (Kultur und Wirtschaft), übernehme.

 

H.W.: Und was sind Ihre Forschungsinteressen?

A.K.: Meine Forschungsinteressen lassen sich ja schon etwas an meinem Werdegang ablesen. Also ich habe zum Einen, vor allem am Anfang, eine starke historische Ausrichtung gehabt, vielleicht auch dadurch, dass ich eben Latein studiert habe und meine Promotion dann auch in diesem Bereich gemacht habe. Das heißt, ich interessiere mich für das sogenannte Vulgärlatein, das ist das gesprochene Latein, aus dem sich die romanischen Sprachen entwickelt haben, für die Sprachgeschichte der romanischen Sprachen und speziell auch für das was man Pragmatik nennt, also Pragmalinguistik in einem historischen Kontext. Ich habe mich dann, gerade in Mannheim, da hier der Schwerpunkt Mehrsprachigkeit und Migration ist, ganz stark darauf orientiert und interessiere mich jetzt im Moment für Mehrsprachigkeit und Spracherwerb, ganz speziell auch im Kontext von Migration, aber auch in historischen Kontexten. Das Film-Projekt „Elja“, das im Zusammenhang mit der sogenannten Flüchtlingskrise entstanden ist und für das wir Anfang 2016 vom Regisseur des Filmprojektes, Herrn Kubica von der Filmakademie Ludwigsburg, angefragt wurden, hat dann so beide Interessen zusammengeführt. Das war auch ein Punkt, an dem wir mal an eine größere Öffentlichkeit gehen konnten und das Thema Migration, Sprachbarrieren und Ähnliches in diesem Kontext angeschaut haben. Wir haben dann unser sprachliches Know-how eingebracht und so bei diesem Film mitgewirkt, der wirklich auch sehr schön ist, gerade um zu zeigen, dass Migration und alles was damit zusammenhängt, die ganzen Konfliktpotenziale, einfach eine menschliche Konstante sind. Das war eine tolle Gelegenheit, das Ganze auch in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken, zu zeigen, dass unsere Arbeit auch immer noch Anknüpfungspunkte an die Gegenwart hat.

H.W.: Und was sind dann Ihre aktuellen Projekte?

A.K.:  In meinem aktuellen Projekt im Bereich Mehrsprachigkeit und Spracherwerb, geht es genau darum, herkunftsbedingte Mehrsprachigkeit, also das was, vor allem junge, Menschen aus Migrationssituationen an Mehrsprachigkeit mitbringen im Fremdsprachenunterricht zu nutzen. Wichtig ist hier also, dass man bedenkt, dass es tolle Ressourcen gibt, aber eben auch Schwierigkeiten. Das Thema Mehrsprachigkeit muss so ganz besonders behandelt werden. Das Ziel dieser Arbeit ist auch die Professionalisierung von Fremdsprachenlehrkräften (Sekundarstufe) für den konstruktiven Umgang mit herkunftsbedingter Mehrsprachigkeit im schulischen Fremdsprachenunterricht. Hier gibt es auch eine Verbindung zwischen Migrationslinguistik, Herkunftssprachenforschung und Tertiärsprachenerwerb, also Folgefremdsprachen im schulischen Kontext. Dies ist hoch spannend, da es so viele Aspekte miteinander verbindet, da es an der Schnittstelle zwischen Sozio- und Kognitionslinguistik liegt, das heißt, man sich nicht nur anschaut, dass der Kontext wichtig für den Spracherwerb und Spracherhalt ist, sondern man auch schaut, was in den Köpfen der Sprecher passiert. Da gibt es aber auch noch sehr viele blinde Flecken, die man noch beforschen kann. Daneben habe ich auch immer noch den zweiten Fuß in der Historie, da planen wir aktuell mit Herrn Prof. Müller-Lancé, ein Übungsbuch zu Latein für Romanisten.

H.W.: Wieso haben Sie sich dazu entschieden in Ihrem Bereich zu arbeiten?

A.K.:  Die Romanistik ist zum Einen ein unglaublich vielseitiges Gebiet, da kann man von der Historie bis hin zu ganz aktuellen Fragestellungen einfach sehr viel abdecken. Was die Romanistik außerdem auszeichnet, ist, dass sie ein genuin mehrsprachiges Feld ist, man kann bis zu 15 romanischen Sprachen zählen. Das heißt, man hat immer diese Mehrsprachigkeit und Sprachvergleichsaspekte dabei. Des Weiteren ist der Bereich anschlussfähig für ganz aktuelle Fragestellungen, weil die romanischen Sprachen auch einfach die Schulfremdsprachen sind und umgekehrt, es auch sehr viel Migration aus romanisch sprachigen Ländern gibt, also das heißt, man hat immer den doppelten Blick auf die Dinge. Die speziellen Interessen, gerade dieses Historische, das ist eben irgendwie immer mit dabei gewesen. Das Interesse an der Migrationslinguistik und Mehrsprachigkeit hängt auch mit sprachgeographischen Faktoren zusammen. Ich habe selbst Migrationshintergrund und das sind Einblicke, die ich so aus der Binnenperspektive habe, die vielleicht viele Forscher nicht haben, weil sie eben diese Erfahrung nicht gemacht haben. Ich merke das auch immer im Zusammenhang mit meinen Lehrveranstaltungen, die ich natürlich auch sehr stark auf das Thema ausrichte, dass man das auch ganz anders vermitteln kann, dass man die Studierenden ganz anders anspricht und auch ganz andere Resonanz, gerade auch von Menschen mit Migrationshintergrund, zurückbekommt. Das alles deckt also alle meine Interessen, und auch das Sprachbiographische, sehr gut ab.

H.W.:  Und was ist der für Sie spannendste Aspekt an Ihrer Arbeit?

A.K.: Da habe ich auch lange drüber nachgedacht, denn die Arbeit ist so vielseitig, dass es eine ganze Menge spannender Aspekte, auch auf unterschiedlichen Ebenen, gibt. Auch auf der Stelle, auf der ich jetzt bin; da geht es um Forschung, um Lehre, aber tatsächlich auch sehr viel um Management, da ich verschiedene Koordinationsaufgaben habe. Es ist sehr schön zu sehen, wie man innerhalb einer Institution so viel bewegen kann, aber auch so viele Strukturen schaffen und erhalten, und so viel Personalverantwortung übernehmen kann. Das ist ein Aspekt, den ich hochspannend finde. Dann natürlich, das Thema Forschung und Lehre. Hier kann man sich neue Dinge über spannende Argumente aneignen und diese auch an junge Menschen weitergeben. Besonders schön ist, dass man so auch bei ihnen eine Leidenschaft und Enthusiasmus für Themen entfachen kann. Oder auch im Dialog mit Studierenden zu merken, wie viel man selbst von den Studierenden lernen kann. Und dann die Forschung, das ist natürlich ein Traum. Das ist das Thema, das man sich ausgesucht hat, zu dem man auch einen ganz persönlichen Bezug hat, in dem man zum einen kreativ tätig wird, weil man Forschungslücken aufdeckt, man Dinge zusammendenkt und wo man auch seine eigenen Gedanken formulieren kann und diese in den Forschungsdiskurs einbringen kann. Und gerade beim Thema Migration merkt man dann auch stark das mediale Echo, oder wie ich auch schon eben mit dem Film sagte, das sind Dinge, die eben sehr anschlussfähig sind an alles, was aktuell passiert. Das ist etwas, das mich seit meiner Dissertation immer wieder fasziniert hat. Ein Beispiel dafür ist, altes Material mit neuen Theorien auszuleuchten, also Dinge zusammen zu denken, die so vorher vielleicht noch nicht zusammen gedacht waren. Insbesondere also Verbindungen zu ziehen, blinde Flecken aufzudecken und einfach auch mal abseitige Themen aufzuarbeiten und ihnen neue Aspekte zu entlocken. Ich glaube, das ist eine ganz privilegierte Situation, dass wir das so machen dürfen an der Universität in unseren Fächern. Und das ist natürlich einfach das Spannendste und ich glaube, das hat auch einfach sehr viel mit einem selbst, der Forscherpersönlichkeit, zu tun.

H.W.: Sehr spannend. Dann bedanken wir uns noch einmal für das sehr interessante Gespräch und auf Wiedersehen.

A.K. : Vielen Dank auch für die tolle Gelegenheit, auf Wiedersehen.

 

 

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